
Ranzen-Parkplätze & mein offenes Sitzkonzept in der Grundschule
Seit einigen Jahren arbeiten wir in unserer Klasse ganz bewusst mit einem offenen Sitzkonzept – und das hat viele Gründe. Lange Zeit habe ich immer wieder an Sitzplänen herumgebastelt, mit viel Aufwand und meist nur kurzfristigem Erfolg. Kaum dachte ich, eine funktionierende Lösung gefunden zu haben, war sie auch schon wieder überholt: neue Konflikte, neue Ablenkungen, neue Dynamiken.
Einige Kinder sind einfach sehr empfindsam für Reize oder tun sich schwer im sozialen Miteinander. Wenn man sie in einem starren Sitzplan festhält, eskalieren kleine Spannungen oft unnötig – einfach, weil es keine Möglichkeit gibt, sich aus dem Weg zu gehen. Das tat den Kindern nicht gut. Und mir ehrlich gesagt auch nicht.
Der Weg zu mehr Flexibilität: offenes Sitzkonzept
Also habe ich mich eingelesen: Gibt es vielleicht andere Konzepte, die mehr Bewegungsfreiheit ermöglichen und auf unterschiedliche Bedürfnisse eingehen? Ich bin auf alternative Sitzkonzepte und Klassenraumgestaltungen gestoßen, bei denen nicht nur Bewegung, sondern auch selbstgewählte Sitzplätze eine Rolle spielen. Das hat mich neugierig gemacht.
Mit etwas Überzeugungsarbeit im Kollegium und der tollen Unterstützung unseres Fördervereins konnten wir einiges anschaffen: blaue Sitzbälle für bewegungsfreudige Kinder, Teppiche (die sich aber als nicht so praktisch herausgestellt haben und wieder verschwunden sind), eine Sitzecke (die aktuell eher ins Sensorikzelt abgewandert ist) – und vor allem: unsere heiß geliebten Bodentische. Sie lassen sich leicht im Kreisbereich aufstellen und ermöglichen angenehmes Arbeiten im Sitzen auf dem Boden.
So läuft’s bei uns im Alltag
Zu Beginn einer Lerneinheit holen sich die Kinder ihre Materialkiste aus dem Kistenschrank der Klasse. Jedes Kind hat dort eine eigene rote Schubladenkiste, in der alle Arbeitshefte und Materialien aufbewahrt werden. Mit dieser Kiste suchen sie sich dann einen Platz ihrer Wahl – sei es ein Gruppenplatz, ein ruhiger Einzelplatz oder ein Platz am Fenster.
Am Ende der Einheit wird alles wieder aufgeräumt: Die Materialien kommen zurück in die Schubladenkiste, das Federmäppchen wandert ins „Mäppchenland“ – so nennen wir die große Schublade in der Fensterbank, die wir dafür umfunktioniert haben.
Die Arbeitsplätze sind dabei so vielfältig wie unsere Kinder: Gruppentische, Einzeltische, Bodentische, Fensterplätze mit Blick nach draußen, ruhigere Ecken. So findet jedes Kind einen Platz, der zu seiner aktuellen Stimmung und Konzentrationsfähigkeit passt.
Natürlich braucht ein offenes Sitzkonzept klare Regeln: Ein Platz gilt als belegt, sobald ein Kind seine Sachen dort hingelegt hat – Punkt. Kein Diskutieren, kein „Ich war aber zuerst da“. Das sorgt für Klarheit und beugt Streit vor.
Aber wohin mit den Ranzen?
Eine der größten Herausforderungen in diesem offenen Sitzkonzept war tatsächlich: Wohin mit den Schulranzen? Früher hingen sie an den Haken unter den Tischen – das geht bei wechselnden Plätzen natürlich nicht mehr. Eine Zeit lang standen sie auf der Fensterbank, was aber schnell unpraktisch wurde: Es war zu chaotisch, die Ablagefläche fehlte, die Ordnung litt.
Deshalb habe ich vor rund anderthalb Jahren sogenannte „Ranzen-Parkplätze“ eingeführt: kleine Schilder mit den Namen der Kinder, die ich an verschiedenen Stellen im Raum an den Wänden angebracht habe. Morgens stellen die Kinder ihren Ranzen dort ab – und damit ist nicht nur die Ordnung wiederhergestellt, sondern ich sehe auch auf einen Blick, wer schon da ist.

Mein Fazit zum offenen Sitzkonzept
Ich möchte ehrlich gesagt nicht mehr zurück zu einem festen Sitzplan. Das offene Sitzkonzept bringt viele Vorteile mit sich: Kinder können sich bewusst aus dem Weg gehen, wenn Spannungen da sind. Sie können wählen, ob sie lieber in Gesellschaft oder allein arbeiten möchten. Manche haben Lieblingsplätze, andere wechseln gerne – das ist okay.
Natürlich gibt es manchmal Situationen, in denen ich eingreifen und die Plätze neu organisieren muss, vor allem bei den Jüngeren. Oder wenn klar ist, dass bestimmte Kinder sich einfach zu sehr ablenken. Aber das ist eher die Ausnahme. Ich begleite die Kinder dabei, langfristig ein Gespür dafür zu entwickeln, wo sie am besten arbeiten können – und warum es manchmal besser ist, sich nicht neben die beste Freundin zu setzen.
Und die Ranzen-Parkplatz-Schilder?
Die Schilder für die Ranzen-Parkplätze habe ich übrigens inzwischen bei eduki hochgeladen. Sie sind individualisierbar mit Namen, schlicht gehalten und gut sichtbar im Klassenzimmer einsetzbar – gerade bei offenen Konzepten eine große Hilfe, um Ordnung zu schaffen.

Du findest sie hier:
(externer Link)
Vielleicht nutzt du ja auch ein offenes Sitzkonzept oder hast Lust, es mal auszuprobieren? Ich freue mich sehr, wenn du mir deine Erfahrungen dazu mitteilst!
(Werbung | unbeauftragt, da Eigenwerbung)